Vernetzung der Region: Die Gründung der Vestischen Straßenbahnen GmbH
Mit den Zechengründungen und dem Aufschwung der Kohleindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts steigt auch die Einwohnerzahl des Kreises Recklinghausen sprunghaft. Die vorhandenen Verkehrsmittel reichen nicht mehr aus, um die Kohlenbezirke miteinander zu vernetzen.Da eine der hauptsächlichen übergemeindlichen Aufgaben der preußischen Landkreise die Ausgestaltung des Verkehrswesens ist, übernimmt der Kreis Recklinghausen neben dem Ausbau des Kreisstraßennetzes auch die Erschließung des Gebietes mit Straßenbahnen.
Die ersten Strecken, die ausgebaut werden, verbinden den alten Industriebezirk südlich der Emscher mit dem industriellen Neuland des Landkreises. Die Strecke Gelsenkirchen – Bismarck – Buer – Horst wird von den Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen, einem Privatunternehmen, ausgebaut und 1898 in Betrieb genommen. Den Ausbau der Strecke Recklinghausen – Herten – Wanne übernimmt der Landkreis Recklinghausen selbst. Für Bau und Betrieb der zweiten Strecke schließen sich die Kommunalverbände Landkreis, Stadt- und Landgemeinde Recklinghausen und die Gemeinden Herten, Crange und Wanne zu einem Zweckverband zusammen – unter Führung des Landkreises und mit dem Landrat als Vorsitzenden. 1901 wird die Strecke eröffnet.
Weitere Linien gehen in den Folgejahren in Betrieb, verwaltet von derselben Bau- und Betriebsgesellschaft, die sich seit 1908 „Recklinghausener Straßenbahnen“ nennt. 1915 werden auf Betreiben des Landrates alle vorhandenen Linien in einer Gesellschaft unter dem Namen „Vestische Kleinbahnen GmbH“ zusammengeführt. 1940 wird der Name in „Vestische Straßenbahnen GmbH“ geändert.
Mitte der 1960er Jahre werden die Straßenbahnen immer weiter reduziert und durch die flexibleren Busse ersetzt, bis 1976 schließlich die Abschaffung der Straßenbahnen beschlossen wird. Die letzte Straßenbahn fährt am 3. Oktober 1982 in den Betriebshof Recklinghausen ein. Noch in derselben Nacht werden auf der Linie die neuen Bushaltestellenschilder montiert. Seitdem ist die Vestische ein reines Busunternehmen. Auch heute noch ist der Landrat Aufsichtsratsvorsitzender der Vestischen.